Endstation Sehnsucht

Marlon Brando 1948, als er am Broadway A Streetcar Named Desire spielte
A Streetcar Named Desire, Verfilmung von Kazan 1951

Endstation Sehnsucht (im engl. Original A Streetcar Named Desire) ist ein Drama von Tennessee Williams.

In diesem von den Lehren Sigmund Freuds beeinflussten Stück geht es um die vielschichtige Auseinandersetzung zwischen dem vulgären und gewaltbereiten Macho Stanley Kowalski mit polnischen Wurzeln und der anscheinend wohlerzogenen, sensibel und fragil wirkenden Selbst-Illusionistin und früheren Southern Belle Blanche DuBois. Den Hintergrund bildet der Untergang der aristokratischen Kultur der alten amerikanischen Südstaaten und die Veränderung der sozialen Verhältnisse im neueren Amerika, das durch Industrialisierung, harte Marktgesetze und ethnische Vielfalt geprägt ist.

Der Kampf der beiden Protagonisten um die Dominanz über Stella, die Schwester von Blanche, thematisiert in dieser Hinsicht neben dem allgemeinen Kampf der Geschlechter insbesondere die Konfrontation zwischen rückwärtsgewandter Nostalgie und progressivem Zukunftsoptimismus einerseits sowie zwischen den konträren sozialen Subkulturen der alten Südstaatenaristokratie und dem neuen osteuropäischen Immigrantentum und den gegensätzlichen Wertsystemen von Kunst und Kultur im Unterschied zum kruden Materialismus andererseits. Zudem stoßen mit den beiden Protagonisten unterschiedliche psychische Profile von neurotischer Hypersensibilität und wenig empfindsamer animalischer Vitalität aufeinander, die sich ebenso in zwei unterschiedlichen körpersprachlichen Verhaltensmustern äußern.[1]

Das Unvermögen von Blanche, zwischen Realität und Fantasie oder Illusion und Wirklichkeit zu trennen, endet in einer dramatischen Katastrophe.

Endstation Sehnsucht wurde am 3. Dezember 1947 am Ethel Barrymore Theater in New York uraufgeführt und bis zum Dezember 1949 anschließend erfolgreich 855 Mal am Broadway auf die Bühne gebracht. Bereits 1947 wurde der Dramentext im New Yorker Verlag New Directions Publishing veröffentlicht; eine Neuauflage mit einer Einführung von Williams erschien 1951 ebenfalls in New York im Verlag New American Library.[2]

1948 erhielt Tennessee Williams den Pulitzer-Preis für das Werk, das im gleichen Jahr ebenso mit dem New York Drama Critics’ Circle Award als „Best Play“ ausgezeichnet wurde. Das Stück wurde mit Marlon Brando in der männlichen Hauptrolle sowohl uraufgeführt als auch später verfilmt. Regie führte Elia Kazan, der bereits die Uraufführung am Broadway inszeniert hatte. Der Spielfilm hatte am 19. September 1951 Premiere.

Die deutschsprachige Erstaufführung (in der Übersetzung von Berthold Viertel) fand am 10. November 1949 am Schauspielhaus Zürich statt, die deutsche Erstaufführung am 17. März 1950 am Stadttheater Pforzheim in der Regie von Hanskarl Zeiser.

Spätestens seit Mitte der 1960er Jahre zählen Kritiker und Interpreten A Streetcar Named Desire einhellig zu den ausgewählten Meisterwerken des amerikanischen Nachkriegsdramas. Zudem wird das Stück aus heutiger Sicht weltweit von Theater- und Literaturexperten unumstritten in den Kanon der klassischen Dramen des 20. Jahrhunderts eingeordnet.[3]

  1. Siehe z. B. Werner Reinhart: Williams, Tennessee [Thomas Lanier Williams]. In: Bernd Engler, Kurt Müller: Metzler Lexikon Amerikanischer Autoren. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01654-4, 721–725, insbesondere S. 723.
  2. Hana Sambrook: A Streetcar Named Desire. York Press, London 1998; 2. Auflage: 2003, S. 12.
  3. Vgl. beispielsweise die detailliertere Darstellung der kritischen Rezeptionsgeschichte des Werkes bei Thomas P. Adler: A streetcar named Desire: The Moth and the Lantern. Twayne Publishers, Boston 1990, S. 10–15. Siehe auch Philip C. Kolin: Reflections on/of A Streetcar Named Desire. In: Philip C. Kolin (Hrsg.): Confronting Tennessee Williams’s A Streetcar Named Desire – Essays in Critical Pluralism. Greenwood Press, Westport CT / London 1993, ISBN 0-313-26681-6, S. 1–17, hier S. 1, und M. A. Corrigan: Realism and Theatricalism in A Streetcar Named Desire. In: Modern Drama, Volume 19, 2013, S. 385–396. Vgl. ebenfalls die Einordnung von Williams als einem der „wenigen amerikanischen Dramatiker von weltliterarischer Bedeutung“, der mit Blanche Dubois „eine der großen Frauenfiguren im Drama des 20. Jahrhunderts“ geschaffen habe, bei Werner Reinhart: Williams, Tennessee [Thomas Lanier Williams]. In: Bernd Engler, Kurt Müller: Metzler Lexikon Amerikanischer Autoren. Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01654-4, S. 721 und 723.

Developed by StudentB